Beltane

von Angelika & Galen


Dieses zweitwichtigste Fest der Kelten, nach Samhain, wird traditionell am Abend des 30.4. eines jeden Jahres gefeiert. Nach der zyklischen Zeitrechung der Kelten begann ein Tag mit dem Einbruch der Nacht und endete mit dem Sonnenuntergang des folgenden Tages.

Ein Überbleibsel dieses keltischen Festes findet sich überall in Europa und sind die auch heute noch gebräuchlichen Maifeiern. Andere Namen für diesen Feiertag, der die helle Zeit des Jahres einläutet, sind u.a. Bealtuinn, Cetsamhain, Walpurgisnacht. Auch neuere Namen wie z.B. Hohe Maien, Roodmas oder Blumenfest sind gebräuchlich. 

  

Es gibt auch Gruppierungen, die Beltane am 5. Vollmond, der dem nach der Wintersonnenwende stattfindenden Neumond folgt, feiert (vgl. Walpurgisnacht).  Das dies eine neuzeitliche Berechnung ist, die mit den Kelten nichts zu tun hat, wird klar, wenn man weiß, dass für die Kelten die Wintersonnenwende keinerlei Bedeutung hatte. Ebenso wenig wie den Zeitpunkt von Beltane astrologisch nach 15 Grad Stier zu berechnen, damit sich Beltane "logisch" in das Jahresrad mit den 8 Sabbaten, das nachweislich erst 1957 vom Gardnerian Bricket Wood Coven in die heidnische Welt "eingeführt" wurde, einfügt.


Zur Bedeutung:

Beltane, zusammen mit dem im Jahresrad genau gegenüberliegenden Samhain, teilt das Jahr in eine helle bzw. dunkle Jahreszeit ein, sozusagen in ein Sommer- und ein Winterhalbjahr. Mit Beltane begann für die Kelten die helle, warme Jahreshälfte.


Der Name:

Vereinfacht bedeutet Beltane „Feuer des Bel“ (abgeleitet vom keltischen/gallischen Gott Belenos, der im keltischen Gallien (Süd- und Ostfrankreich), Britannien und den keltischen Gebieten in Italien (Norditalien) und Österreich, sowie in Nordspanien verehrt wurde). Etymologisch korrekt stammt Beltane vom altirischen "Beltain" ab und entwickelte sich weiter zu "Bealtaine", das in der neu-irischen Sprache simpel "Mai" bedeutet. Im schottischen Gälisch wird es zu Bealltainn bzw. Bealtuinn, in Manx zu Boaltinn bzw. Boaldyn. 

Belenos ("der Leuchtende"), der keltische Lichtgott, wurde mit dem römisch/griechischen Sonnengott Apollo gleichgesetzt, ebenso wie mit dem skandinavischen Balder (Baldr, Baldur). Auch eine Verbindung zur keltischen Lichtgöttin Belisama, die in Gallien und Britannien verehrt wurde (und ihrem römischen/griechischen Gegenpart Minerva/Athene) mag gegeben sein. Ebenso wird er mit den irischen Sagengestalten Beli Mawr und Bile gleichgesetzt. Beltane hat nichts mit dem semitischen Gott Baal zu tun. Diese im 19. Jahrhundert aufgestellte These wurde bereits früh verworfen.

Historisch belegt ist Beltane in „Sanas Chormaic“, das dem Bischof von Lis Móir in Irland, Cormac II mac Cuilennáin (836-908), der im Jahr 900 auch König von Cashel (im irischen Bezirk Tipperary) wurde, zugeschrieben wird. Das Werk besteht aus einer Wortliste mit ungefähr 1400 Worten und den dazugehörigen etymologischen Erklärungen irischer Worte.  "Sanas Chormaic" wurde von John O'Donovan übersetzt und 1862 von W. Stokes herausgegeben.


Die Walpurgisnacht

Die Walpurgisnacht (in Skandinavien "Valborg") wurde nach der "Heiligen Walburga"  benannt, einer Nichte des Heiligen Bonifazius, dem "Missionar der Germanen", die 710 in Wessex geboren wurde. Nach einer Reise nach Franken wurde sie Nonne und trat in den Konvent von Heidenheim ein. Sie starb am 25.2.779 und wurde am 1. Mai des gleichen Jahres heilig gesprochen. Die Namensgebung ist willkürlich und hat nichts mit Beltane im originären Sinn zu tun. Mit dem Gedenktag der "Heiligen Walburga" (seit dem Mittelalter) vermischte sich die alte Legende, dass in der Nacht vom 30. April zum 1. Mai die Hexen auf dem Brocken ("Blocksberg") trafen und dort auf die Ankunft des gehörnten Gottes (Pan) warteten, um mit ihm wilde Orgien zu feiern. Dieses Fest war ursprünglich ein Mondfest (und zwar die Nacht des ersten Vollmonds zwischen der Frühjahrs-Tag-und-Nachtgleiche und der Sommersonnenwende).


Beltane bei den Insel-Kelten

Aus keltischer Zeit sind keinerlei schriftliche Aufzeichnungen vorhanden. Alles was wir schriftlich zur Mythologie der Kelten wissen, stammt aus der Feder überwiegend christlicher Missionare in Irland nach der Christianisierung im 5. Jahrhundert n.Chr.  und vor allem nach der Übernahme der Herrschaft durch die Normannen im Jahr 1169. 

In Whitley Stokes "Three Irish Glossaries" (veröffentlicht 1862 in Kalkutta) ist das "Sanas Chormaic" aus dem 9. Jahrhundert enthalten. Hier kann man über Beltane lesen:

"Beltaine, das Feuer Bels, die heilbringende Flamme, ist ein Feuer, das die Druiden durch ihre Magie und ihre großen Zaubergesänge entfachten. Man verbrachte jedes Jahr die Herden gegen Epidemien zu diesen Feuern. Sie ließen die Herden zwischen ihnen (den Feuern) hindurchschreiten."

Beltane war ein Fest der Priester und Druiden, im Gegensatz zu Samhain, an dem alle Gesellschaftsschichten teilnahmen. Erst viel später wurde es zu einem Fest der Allgemeinheit (Maifeiern). Es war eines der großen keltischen Feuerfeste. Beltane war der Beginn des keltischen Sommerhalbjahres, wie auch aus dem "Tochmarc Emire" ("Die Brautwerbung um Emer", das die Aufgaben beschreibt die Cú Chulainn erfüllen muss, um die Liebe von Emer zu gewinnen) ersichtlich ist (Van Hamel - Mediaeval and Modern Irish Series III, 1933, S.16ff. basierend auf einer Handschrift aus dem 16. Jahrhundert):

"Der Sommer liegt zwischen Beltine und Samain und der Winter zwischen Samain und Beltine." 


Beltane bei den Galliern

Die wichtigste Quelle ist hier Julius Cäsars "De bello Gallico". In Band VI, Kapitel 6 (das Aufzeichnungen über das Jahr 53 v. Chr. beinhaltet) kann man folgendes lesen:

(1) Alle gallischen Stämme sind sehr religiös, 

(2) und aus diesem Grund opfern die, die von schwerer Krankheit befallen sind oder sich in Krieg und Gefahr befinden, Menschen anstelle von Opfertieren oder geloben solche Opfer. Die Druiden führen diese Opfer durch, 

(3) denn die Gallier glauben, der Wille der unsterblichen Götter könne nur besänftigt werden, wenn für das Leben eines Menschen ein anderes eingesetzt werde. Auch von Staats wegen haben sie Opferbräuche von der gleichen Art.

4) Andere Stämme besitzen Opferbilder von ungeheurer Größe, deren Glieder durch Ruten untereinander verbunden sind. Diese füllen sie mit lebenden Menschen aus. Dann werden die Götterbilder von unten angezündet, so dass die Menschen in den Flammen umkommen. Sie erlauben zwar. dass die Tötung von Menschen, die bei Diebstahl, Raub oder anderen Verbrechen gefaßt wurden, den unsterblichen Göttern angenehmer ist, wenn es ihnen jedoch an solchen fehlt, gehen sie auch dazu über, Unschuldige zu opfern.

Dies steht in direkter Verbindung mit der seit dem Altertum bekannten Heilkraft der Sonne. Zu Beltane (ebenso wie an Samhain) entzündeten die Druiden die großen Feuer zu Ehren der Sonne. Der "Wicker Man" (die mit Gefangenen und Verbrechern gefüllten Strohpuppen) diente dazu, die Götter milde zu stimmen (druidische Brandopfer), den Stamm zu beschützen bzw. zu erhalten.


Beltane in der Folklore und im Brauchtum

Der "May Day" oder "Maifeiertag" ist überall in Europa verbreitet und seine Wurzeln sind auf das keltische Beltane zurückzuführen. Es ist die Zeit an dem der Lebensrhythmus umgestellt wird, die kalte Jahreszeit ruht und die warme Jahreszeit beginnt. So vielschichtig sich die europäische Kultur darstellt, so unterschiedlich ist auch das Brauchtum.

 

In der Religion der Römer wurde zu Ehren von Bona Dea („die gute Göttin“), die römische Göttin der Fruchtbarkeit, Heilung, Jungfräulichkeit und Frauen, am 1. Mai ihr öffentliches Fest gefeiert, zu dem aber nur Frauen zugelassen waren. Vom 28.4. bis 3. Mai wurden die Ludi Florales (Floralia), die Spiele zu Ehren der Göttin Flora (die römische Göttin der Blumen und des Frühlings) abgehalten. Der Tempel der Göttin Flora entstand im Jahr 238 v. Chr. in Rom in der Nähe des Circus Maximus. Die Floralia waren ein Fest der Tempelweihe. Ovid schreibt ca. im Jahr 5 n.Chr. hierüber in seinem Fasti (römischer Festtagskalender in Gedichtform) im Kapitel V, Zeile 183 u.a.:
"Mutter der Blumen, stell dich ein! Du musst mit lustigen Spielen gefeiert werden! Ich verschob deinen Abschnitt im letzten Monat."

Über die durchgeführten Riten regte sich Lactantius in seinen "Göttlichen Unterweisungen" (Divinae institutiones), entstanden ca. zwischen 304 und 313 n.Chr., auf, da die Feiern recht ausgelassen waren. So wurden Prostituierte (Hetären) von den Zuschauern aufgefordert sich auszuziehen, was sie auch bereitwillig taten. Des weiteren fanden Hetzjagden mit Netzen auf Ziegen und Hasen statt - Ovid, Fasti V, Zeile 371ff.: 
"Warum werden für dich statt libyscher Löwen mit dem Netz zahme Ziegen und der aufgescheuchte Hase gefangen? Sie antwortete, dass ihr nicht die Wälder, sondern die Gärten und Felder, zu denen die wilden Tiere keinen Zugang hätten, unterstünden."

Vielerorts wird zum 1. Mai ein geschmückter Maibaum aufgestellt, das zu einem regelrechten Wettbewerb der umherliegenden Gemeinden ausufert. Ebenfalls beliebt ist der Brauch in Bayern und Baden-Württemberg seiner Angebeteten eine (vorzugsweise) junge Birke in den Garten zu stellen. 

In den Walpurgisriten wird mit Peitschenknallen und Besen, sowie mit Maibüschen das Anwesen geschützt. Angeblich sollten sich rituelle Liebesakte auf den Äckern auf die Fruchtbarkeit auswirken. Im Hannoverschen Wendland findet man zahlreiche Monolithen, die auch Brautsteine genannt werden. Nach der Legende rutschten Mädchen nackt über diese Steine in der Walpurgisnacht und wünschten sich dabei ihren Liebhaber. Den traditionellen Tanz in den Mai findet man überall in Europa. Ebenso verbreitet ist der "Maistrich". Hierbei werden in der Nacht weiße Linien mit Kreide oder Kalkstein zwischen Häusern gezogen, in denen "heimlich" Verliebte leben, um sie so zu "outen".

Insgesamt gesehen ist die Nacht vom 30. April zum 1. Mai eine Zeit der Ausgelassenheit. Im östlichen Teil Schwedens finden an "Valborg", so der skandinavische Name, Frühlingsfeste statt, große Feuer werden entzündet und verkleidete Kinder ziehen von Haus zu Haus, ähnlich wie an Samhain. In Finnland heißt das Fest "Vappu", das Fest des Frühlings, und wird nachweislich seit dem Mittelalter gefeiert.


Beltane im "New Age"

Natürlich feiern Neuheiden und Wicca Beltane. Leider wird hierbei soviel Blödsinn hineininterpretiert, nur um irgendetwas zu rechtfertigen. Bei den Germanen z.B. spielte Beltane keinerlei Rolle, auch wenn man immer wieder lesen kann, dass sich in dieser Nacht Odin und Frigg (oder Freyja) sexuell vereinigen, um damit ein fruchtbares Jahr zu schaffen und es der Göttin Frigg (oder auch Freya) geweiht sei, da beide für Fruchtbarkeit und Zeugungskraft stehen.

Ebenso bei den Neo-Kelten / Neo-Druiden. So kann man lesen, dass es die Nacht sei, in der die großen Feuer mit ihrer Wärme den schlafenden Erddrachen erwecken, der dann mit seiner Kraft die Fruchtbarkeit der Natur sichert, oder dass sich Cerridwen und Kernunnos in dieser Nacht vereinen.

Interpretationen sind nett und schön, nur zum Einen gab es "Die Kelten" und "Die Germanen" nicht, sondern viele verschiedene Volksstämme, und zum Anderen sollte man solche "Geschichten" auch auf eine gesunde und vor allem nachvollziehbare Basis stellen, denn ansonsten macht man sich sehr schnell lächerlich.